Dokumentationspflicht für Autofahrer

Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Nutzen bei Dokumentationspflichten

Welche Wirkung eine Dokumentationspflicht haben kann, möchte ich an einem konstruierten Beispiel zeigen, das jedem Verkehrsteilnehmer sofort klar wird. Leider gibt es unter den Initianten von Dokumentationspflichten wohl auch Menschen, die nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Sollten Sie zu diesen gehören, BITTE NICHT WEITERLESEN oder die nächsten zwei Absätze übergehen!

Einführung einer Dokumentationspflicht für Autofahrer

Autofahren ist mit besonderen Gefahren verbunden. Im Falle eines Unfalls lässt sich aber oft nicht feststellen, was die genaue Unfallursache war. In der Folge kommt es dann häufig zu Rechtsstreitigkeiten. Um hier zusätzliche Klarheit zu schaffen, so dass ein Unfallverursacher ermittelt werden kann, und damit in der Folge die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, ist jede Fahrt in folgender Weise zu dokumentieren. Wann und mit welchem Ziel wurde die Fahrt begonnen? Welche Ampeln und gefährlichen Kreuzungen wurden mit welcher Geschwindigkeit passiert? Wo und wann wurde die Fahrtrichtung gewechselt? Welche entgegenkommenden oder die Fahrtrichtung kreuzenden Fahrzeuge verhielten sich auffällig? Hier sind Kennzeichen, Tatort, Uhrzeit und Tatbestand zu notieren. Steht hierfür kein Beifahrer oder keine Beifahrerin zur Verfügung, muss zu diesem Zweck angehalten werden, um den Verkehr nicht zu gefährden. Darüber hinaus sind alle bedeutsamen Vorgänge während der Fahrt schriftlich festzuhalten und das Ergebnis der Fahrt zu evaluieren.

Wenn die Einhaltung dieser neuen Vorschrift konsequent durchgesetzt wird, ist ein Ergebnis schon jetzt abzusehen, welches selbst durch hohe Benzinpreise nicht erreicht werden konnte: Lustfahrten werden unterbleiben. Auch wird das Verkehrsaufkommen und zugleich die Zahl der Verkehrsopfer drastisch zurückgehen. Die Luftqualität wird steigen. In der Zukunft müssten dann nicht mehr so viele Straßen unterhalten oder sogar neu gebaut werden. Arbeitsplätze mit körperlicher Arbeit könnten wegfallen. Von dem eingesparten Geld könnten Dokumentationsverwaltungsstellen an Schreibtischen neu geschaffen werden. Das würde eine Umschichtung in höherwertige Stellen bedeuten. Also, nicht lange fackeln: "Packen wir es an!"

Einige Gedanken zu Dokumentationspflichten

Ob die Ursachen für die immer weiter zunehmenden Dokumentationspflichten in Altenpflege, Krankenhäusern und jetzt auch in den Schulen in vergleichbaren Gedankengängen der Verantwortlichen liegen, oder ob der Sinn darin zu suchen ist, dass bestimmte Dinge nachprüfbarer und transparenter gemacht werden sollen, in jedem Fall geht die für die Dokumentation erforderliche Zeit letzten Endes in erheblichem Maße zu Lasten der eigentlichen Arbeit, der Pflege, der Heilung oder der Bildung von Menschen.

Es bleibt die Frage, ob durch eine Vielzahl zu dokumentierender Einzelheiten die Qualität der sich ergebenden Gesamtaussagen tatsächlich besser wird. Sobald jede Einzelheit in einer bestimmten Richtung gefärbt ist, summieren sich diese "kleinen" Fehler zu einem entsprechend fehlerhaften Gesamtergebnis.
Ein solches Ergebnis scheint wegen des hohen Aufwandes zunächst von hoher Qualität zu sein, aber ein vernünftiger Mensch merkt doch häufig sofort, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Eine nachträgliche Änderung der Einzelgrößen ist aber in jeder Beziehung fragwürdig.

Es muss deshalb gefordert werden, dass vor(!) Einführung jeder neuen Dokumentationspflicht genau geprüft wird, ob der Aufwand insgesamt in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen steht. Sollten da berechtigte Zweifel von irgendeiner Seite bestehen, muss das Ganze unterbleiben.

© 2005 Hartmut Josi Bennöhr, Eichenweg 2, D 25791 LindenBilder   jyjy    Programm-Download    zurück